Obst und Paleo

Obst ist gesund! Diese Aussage kann man allerdings nicht ohne Ergänzung stehen lassen. Stimmiger wäre: Obst ist gesund, aber…

Betrachten wir unser Obst heute mal etwas genauer!

Der Fruchtzucker

In natürlichen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse steckt reichlich Zucker. Dabei ist nicht der Zucker an sich ein Problem, sondern einzig Paleo Diät - Früchte - Banane, Erdbeere, Trauben, Himbeeren Illustrationdie Zuckermenge. Unsere Vorfahren kamen zwar auch in den Genuss süßer Früchte, aber sicherlich nicht das ganze Jahr. Saccharose, umgangssprachlich Kristallzucker, Haushaltszucker oder einfach Zucker genannt, ist ein Disaccharid und Kohlenhydrat. Vor allem Zuckerrübe, Zuckerrohr und Zuckerpalme enthalten dieses Disaccharid in wirtschaftlich nutzbaren Mengen. Saccharose kann aufgespalten werden in Glukose und Fruktose, also Fruchtzucker. Glukose wird in Zellen zur Energiegewinnung genutzt und gilt als der Hauptbrennstoff für das Leben auf unserer Erde. Wir erhalten reichlich Glukose aus Nahrungsmitteln mit natürlichen Kohlenhydraten. Tolle Lieferanten sind stärkehaltige Gemüse.

Unsere Nahrungsmittel haben einen langen Änderungsprozess durchlaufen. Sie sollen so schmecken, wie wir es mögen und tadellos aussehen. Dieser lange Prozess der Züchtung hat Früchte sehr weit von ihrem ursprünglichen Zustand entfernt. Früchte wachsen heute unter sehr künstlichen Bedingungen. Ohne Zutun des Menschen könnten viele Sorten heute gar nicht überleben.

Süße Früchte gab es schon immer, da der süße Geschmack ganz im Sinne der Pflanze ist. Nur der angenehme Geschmack der Früchte verhilft ihnen dazu, sich zu vermehren und auszubreiten. Menschen und Tiere essen sie und scheiden ihre Samen anderenorts wieder aus. Je süßer die Frucht ist, desto besser ist es nach dieser Logik also für die Verbreitung der jeweiligen Sorte. Es gibt unkultivierte Früchte, die diese Theorie bestätigen und genauso zuckerreich sind, wie unser hoch-kultiviertes Obst. Diese süßen Früchte enthalten in etwa gleich viele Kohlenhydrate, Glukose und Fruchtzucker wie die Supermarktvarianten.

Fruchtzucker vertragen wir in kleinen Mengen gut. Als Faustregel gilt, dass rund 50 g Fruchtzucker pro Tag in Ordnung sind. Die meisten Früchte bestehen hälftig aus Glukose und Fruktose. Täglich mehr als 100 g Zucker aus Früchten kann allerdings problematisch werden. Der Verzehr großer Mengen Obst oder anderer natürlicher Süßstoffe sollten eine Ausnahme sein.

Fruchtzuckerverbrauch einschränken! Aber warum?

Überschüssiger Fruchtzucker kann Probleme verursachen, die mit dem metabolischen Syndrom verbunden sind wie Diabetes, Fettleibigkeit und Herzkrankheiten. Denn chronisch überschüssiger Fruchtzucker verursacht Fettstoffwechselstörungen. Das Herzinfarktrisiko steigt. Fruchtzucker verursacht schnell Leptinresistenz. Das Hormon Leptin steuert unseren Appetit und Stoffwechsel so, dass wir Normalgewicht halten können. Leptin resistente Menschen neigen zu Fettleibigkeit.

Fruchtzucker wird nur von unserer Leber verarbeitet, für unsere Zellen ist er unbrauchbar. Die Aufgabe unserer Leber ist es, Fruktose abzubauen. Fruchtzucker wird wie ein Giftstoff von der Leber behandelt und von ihr in Fett umgewandelt. Das Fett wandert anschließend in unsere Zellen. Überschüssiger Fruchtzucker beschädigt die Leber und führt zu Insulinresistenz sowie zu Lebererkrankungen. Tatsächlich hat Fruchtzucker die gleichen Auswirkungen auf die Leber wie Alkohol (Äthanol), der als Lebergiftstoff weithin bekannt ist.

Fruchtzucker reagiert mit Proteinen und mehrfach ungesättigten Fetten noch stärker in unserem Körper als Glukose. Diese Reaktion führt zur Bildung von AGE (Advanced Glycation Endproduct). Diese Verbindungen können Entzündungen und eine Vielzahl chronischer Krankheiten verursachen.

Fruchtzucker regt die Harnsäureproduktion an. Zu viel Harnsäure in unserem Blut kann die Ursache für Gicht, Nierensteine und Bluthochdruck sein.

Außerdem kann Fruchtzucker schädliche Auswirkungen auf die Darmflora haben. Es kann zu einer bakteriellen Überwucherung im Darm kommen und die Bildung vieler Krankheitserreger wird durch Fruktose unterstützt.

Die Entwicklung zu unserem Obst heute

Obst, das vom Baum gepflückt wurde, stand bereits den meisten nomadischen Jägern und Sammlern zur Verfügung. Lange bevor die Menschen sesshaft wurden und Landwirtschaft betrieben, wurde es gegessen. Welches Obst das genau war, wissen wir nicht. Aber es war nur saisonal verfügbar und ergänzte lediglich unseren Speiseplan. Diese Wildfrüchte waren klein und nicht sehr schmackhaft.

Erst als wir Menschen anfingen, sesshaft zu werden und Nutzpflanzen zu ernten, fingen wir auch an, Obst zu kultivieren. Die früheste Aufzeichnung des Obstanbaus stammt aus dem Jahr 3000 v. Chr. Alte Kulturen in Ägypten und Mesopotamien bauten Obst an wie z.B. Datteln, Oliven, Trauben und später auch Äpfel und Birnen. Im römischen Reich war der Obstanbau weit verbreitet. Als Amerika entdeckt wurde, ergänzten dann schließlich auch Ananas und Tomaten den europäischen Obst- und Gemüseteller.

Die vegetative Fortpflanzung und Kultivierung des Obstes kann bis ins Jahr 1800 v.Chr. zurückverfolgt werden. In einigen Fällen erlaubte nur die vegetative Fortpflanzung, also das Klonen von Pflanzen, dass überhaupt eine essbare Version der Frucht entwickelt werden konnte. Ein Beispiel sind Bananen. In freier Wildbahn sind Bananen praktisch ungenießbar, weil sie im Verhältnis zur Fruchtmenge extrem viele Samen enthalten. Ein Evolutionsunfall brachte jedoch eine sterile Banane ohne Samen hervor. Bananenliebhaber züchteten nun unter Verwendung von Bananenstecklingen Nachkommen. Samen dieser Bananen gab und gibt es ja keine. Dieser Prozess begann vor etwa 10.000 Jahren. Noch heute essen wir die genetisch identischen Früchte dieser frühen Pflanzenzucht-Experimente. Im Prinzip entstanden sie aus einer zufälligen Mutation.

Andere Früchte wie Birnen, Äpfel oder Trauben die wir heute genießen, wurden ebenso aus ihren weniger schmackhaften wilden Vorfahren weiterentwickelt. Früchte werden heute nur noch nach unseren Geschmacksvorlieben selektiv gezüchtet.

Früchte waren früher allerdings nur saisonal verfügbar. Wir können sie dank unserer modernen Logistik und Kühltechnik das ganze Jahr genießen. Obst war früher ein vorübergehender Zuckerschub der den Menschen half, Fett aufzubauen. Damals war das sicher hilfreich. Heute macht es uns nur noch dick.

Außerdem betreiben wir einen riesigen Aufwand, bis wir unser Obst auf dem Teller haben. Einst wurde lediglich regional wachsendes Obst von den verschiedenen Völkern gegessen. Heute transportieren wir es rund um den Globus. Es wird noch grün geerntet und reift dann während des Transports. Außerdem wird es diversen kosmetischen Behandlungen unterzogen. Äpfel beispielsweise werden gewachst, damit sie glänzen. Das wirkt sich nachteilig auf die Nährwerte und den Geschmack des Obstes aus. Wird Obst noch grün geerntet, erhält es weniger Nährstoffe aus dem Boden. Früchte werden mit Chemikalien behandelt, um den Reifungsprozess zu steuern. Sie reifen zwar optisch, reichern aber keine Nährwerte mehr an. Ganz im Gegenteil. Die Früchte versuchen auch isoliert von Baum oder Strauch zu reifen und unterstützen diesen Prozess aus eigenen, inneren Reserven. Die Früchte brauchen so ihre Nährstoffe selbst auf.

Rote und orange Früchte wie Tomaten, und Pfirsiche haben normalerweise einen hohen Vitamin C Gehalt. Werden sie aber grün gepflückt und reifen in einem Kühlfahrzeug nach, wird der Vitamin C Gehalt deutlich verringert. Auch die Weiterverarbeitung der Frucht verringert ihren Nährstoffgehalt.

Viele Chemikalien und Schädlingsbekämpfungsmittel unterstützen das Wachstum unserer Früchte und schützen sie vor Schimmelbefall, Pilzen und Insekten. Sogar Bio-Äpfel werden mit Schädlingsbekämpfungsmitteln behandelt. Zwar sind das andere, etwas weniger effektive, aber es sind eben doch chemische Stoffe. Biobauern brauchen oft sogar mehr davon um den gleichen Nutzen zu erzielen. Modernes Obst hat folglich geringere Nährwerte, aber dafür viele chemisch-giftige Bestandteile.

Ist unser Obst also überhaupt noch gesund und entspricht es einer Ernährung nach Paleo? Paleo setzt nährstoffreiche Nahrungsmittel für eine gesunde Ernährung voraus. Obst in Maßen und in eine ansonsten nährstoffreiche Ernährung integriert, passt zu Paleo. Zwar ist es „unnatürlich“ Bananen im Dezember zu genießen, aber es ist ebenso „unnatürlich“ überall außerhalb der Tropen Kokosnussöl zu verwenden. Unser Obst heute enthält reichlich Fruchtzucker. Natürlich vorkommender Zucker in Nahrungsmitteln ist allerdings nichts Schädliches. Man muss sicher nicht auf ein wenig Obst nur wegen des Fruchtzuckers verzichten. Außer man leidet unter einer Stoffwechselstörung oder hat Probleme mit Fruktosemalabsorption oder FODMAPs-Intoleranz.

Obst sollte immer nur ein Zusatz zur täglichen Gemüseration sein, aber niemals ein vollständiger Ersatz.

Am nährstoffreichsten sind Früchte, die wir Menschen erst gar nicht so stark verändern konnten. Beeren sind hier eine gute Wahl. Echte Wildfrüchte gibt es nicht im Supermarkt. Man muss sie selbst pflücken oder bei einem regionalen Anbieter, beispielsweise einem Bauern mit Obstgarten kaufen. So umgeht man auch den Nährstoffverlust, der durch den Transport verursacht wird.

Das größte Problem mit unserem Obst heutzutage ist die konzentrierte Anwendung von Schädlingsbekämpfungsmitteln und die Behandlung Paleo und Obst - Illustration mit Erdbeeren, Himbeeren, Pflaumenmit Wachs und anderen Chemikalien. Obst wird grün geerntet und verliert so viele wertvolle Nährstoffe während des Transports und der Lagerung. Fruchtsäfte und Smoothies können leicht zu einer Überdosis an Fruchtzucker führen und Trockenfrüchte werden oft mit zusätzlichem Zucker versetzt in zu großen Mengen konsumiert.

Obst in Maßen genossen ist also wirklich gesund! Zu bevorzugen sind aber Beeren und alle wild wachsenden Obstsorten, da sie am wenigsten vom Menschen manipuliert wurden. Außerdem sollte man auf regionale und saisonale Sorten zurückgreifen!